Schlechte Wirtschaftsnachrichten machen dem europäischen Aktienmarkt zur Zeit nichts aus. Der Markt hofft auf ein Erbarmen der EZB im Kampf gegen die Inflation und in der Konsequenz auf baldige Zinssenkungen. Doch kommen diese wirklich so schnell?
Der gestern veröffentlichte Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Eurozone sank auf 48,90% (Erwartung: 49,7%) und damit wird ein Schrumpfen der Wirtschaft in der Eurozone zu Beginn des zweiten Halbjahres prognostiziert. Die Zahlen fielen noch schwächer aus, als von dem pessimistischsten Analysten erwartet. Trotzdem: wieder mal keine Reaktion am Aktienmarkt! Dabei gibt es durchaus einen historischen Zusammenhang zwischen dem Verlauf des Einkaufsmanagerindex und dem Aktienmarkt, wie der folgende Vergleich zeigt:

Im Schaubild ist deutlich zu erkennen, wie der Stoxx Europe 600 Index in diesem Jahr den immer schlechter werdenden Indexständen trotzt. Ein Grund dafür sind die – dank Preiserhöhungen – oft immer noch stabilen Unternehmensgewinne, die den Nachfragerückgängen trotzen. Die Frage ist, wie lange weitere Preiserhöhungen beim Konsumenten durchsetzbar sind? Es ist auch unklar, wieviel der in der Pandemie angehäuften Ersparnisse noch wegen Nachholeffekten verkonsumiert werden können. Auch die neuesten Konjunkturzahlen heute morgen (Deutschland: IFO-Index: 87,30 (erwartet 88)) und ein ebenfalls seitens der EZB gemeldeter starker Rückgang der Kreditnachfrage von Unternehmen in der Eurozone runden das Bild einer sich rasch abkühlenden Konjunktur in Europa ab. Ob die EZB nach ihrem Zinsschritt diese Woche dann trotz der noch hohen Kerninflation sofort wieder auf Lockerungskurs umschwenkt ist fraglich. Es steht ihre Glaubwürdigkeit beim Kampf gegen die Kerninflation in der Eurozone auf dem Spiel. Schaut man sich die Entwicklung der Renditen einjähriger deutscher Staatsanleihen an, erkennt man zur Zeit keine erwarteten großen Zinssenkungen in den nächsten 12 Monaten:

Reicht die erwartete Stagnation im Zinserhöhungszyklus aus, um die europäische Konjunktur wieder in Fahrt zu bringen? Können die Unternehmensgewinne in diesem Szenario stabil bleiben oder gar steigen? Auf jeden Fall! Aber es bleibt ein großes Restrisiko, das es nicht so kommt.
Aus dieser schwierigen Gesamtlage leitet sich die aktuelle Strategie im TimmInvest Europa Plus Fonds ab. Sollte es zu einem “soft landing” kommen, ist durch den Einsatz von Absicherungsoptionen gewährleistet, dass der Fonds nach oben zunehmend offen ist. Sollte es zum vorübergehenden Absturz an den Aktienmärkten kommen, bieten die Absicherungsoptionen per Dezember diesen Jahres einen komfortablen Schutz. Der Nachteil dieser nach allen Seiten offenen Strategie sind die Absicherungskosten, die sich bei Stillstand des Marktes zunehmend negativ bemerkbar machen. Da dieser Stillstand nun schon seit vielen Monaten anhält, nagen die Abischerungskosten zunehmend an der im Frühjahr aufgelaufenen Performance des Fonds. Aus diesem Grunde wird durch das Fondsmanagement zur Zeit in zwei unterschiedlichen Strategien versucht, die Absicherungskosten durch zusätzliche Seitwärtserträge zu kompensieren. Nach einem schlechten Start von einer der beiden Strategien Anfang Juli (DAX Einbruch auf 15.500 Indexpunkte), lief es in der vergangenen und auch in dieser Woche ganz gut!
Ich wünsche Ihnen dennoch eine optimistische Restwoche!
Planmäßiges Datum nächster Blog: Freitag, 28. Juli
Vortragsankündigung
Vortrag am Anlegertag Düsseldorf
Am 16. September in der Classic Remise.